unruly readings - Widerspenstige Bühnen

Vorschaubild © Lena Kocutar  |  Veranstaltungsbild © Lena Kocutar

unruly readings - Widerspenstige Bühnen

Reihe für Literatur & Performance im Orangerie Theater

Die dritte Veranstaltung der unruly readings wird die diesjährige Staffel der neuen Literaturreihe beschließen und dabei die Bühne selbst ins Zentrum stellen: ihre Symbolik für soziale, kulturelle und politische Machtverhältnisse – aber auch ihr Potenzial, diese auf experimentelle, künstlerische oder humorvolle Weise neu auszuhandeln.

Bei den Lesebühnenshows des post-deutschen Künstler:innenkollektivs parallelgesellschaft wird Literatur nicht einfach vorgelesen, sondern explizit für die Bühne geschaffen. Die Textperformances greifen aktuelle politische Debatten auf und verhandeln die Erzählungen der Dominanzgesellschaft so ironisch wie poetisch. unruly readings bringt die Berliner Lesebühne für einen Abend nach Köln und mit der lokalen Kulturszene in Berührung. Neben den Vertreter:innen des Kollektivs – Jacinta Nandi, Miedya Mahmod, Tanasgol Sabbagh und Temye Tesfu – tritt der Kölner Musiker Keshav Purushotham auf. In intermedialen Text‑, Sound‑, Video- und kulinarischen Arbeiten sowie einem abschließenden Gespräch verhandeln sie das Thema ‚Widerspenstige Bühnen‘.

Als Ergänzung und Erweiterung der literarischen Performances ist bei jeder Veranstaltung der unruly readings eine kulinarische Performance integraler Bestandteil des Programms. Für den Abend im Oktober werden Miedya Mahmod und deren Mutter Choman Mahmod eine Auswahl kurdischer Gerichte vorbereiten. Im Austausch mit dem Publikum berührt die Performance Fragen zur Praxis der Kochens als verkörpertes Wissen, das Teil einer »Oraltur«, einer »mündlichen Literatur« ist. Kann kulturelle Identität über Rezepte vererbt werden? Kann das Zubereiten von Speisen eine widerständige Praktik im Zeichen von politischer Unterdrückung sein? 

Über die Künstler:innen:

Miedya Mahmod, 1996 in Dortmund geboren, lebt, schreibt, arbeitet. Seit 2016 beschäftigt sich Mahmod mit Papier- wie Performancelyrik, Spoken Word und Poesie. Dey trat seitdem regelmäßig allein mit Texten und in diversen Lesebühnenformationen auf, moderiert Veranstaltungen wie Lesungen und diskursive Formate und war im ersten Pandemiewinter Mitherausgeber:in des Lytter-Zine. Zuletzt engagierte dey sich in der AG Spoken Word des Netzwerk Lyrik und ist dem post-deutschen Künstler:innenkollektiv parallelgesellschaft beigetreten. 2023 wurde Mahmod von Alexandru Bulucz zum 31. open mike geschickt, bei dem dey, nebst lobender Erwähnung der taz-Publikumsjury, den Jurypreis für Lyrik erhielt. Dieses Jahr gehört Mahmod zu den drei Gewinner:innen des transnationalen, deutschsprachigen Textstreich – Wettbewerb für lyrische Texte und darf sich zudem bis Ende 2025 im Center for Literature als Hauskünstler:in einbringen.

Jacinta Nandi, geboren 1980, lernte an der Universität Exeter Deutsch und kam mit 20 nach Berlin. Zunächst schrieb sie auf Englisch und betrieb die englischsprachige Lesebühne My English Class und begann dann, Texte auf Deutsch zu schreiben und vorzutragen. Sie wurde Mitglied verschiedener Lesebühnen in Berlin. 2015 veröffentlichte sie ihren autobiografischen Roman Nichts gegen Blasen. 2020 erschien Die schlechteste Hausfrau der Welt. Ein Erfahrungsbericht und Manifest, 2022 50 Ways to Leave Your Ehemann, das als Theaterstück adaptiert wurde. 2023 las sie beim Ingeborg-Bachmann-Preis in Österreich.

Keshav Purushotham ist Musiker, Komponist, Texter und Produzent aus Köln. Als Sohn des in Indien geborenen Perkussionisten Ramesh Shotham ist Keshav Purushotham von Kindesbeinen an mit Musik in Berührung gekommen. 2013 erhielt er vom Goethe Institut das Stipendium Artist in Residence in Indien, das er als Inspirationsquelle für sein Debütalbum Keshavara nutzte. 2020 wurde das Projekt, das indische Grooves mit Hip Hop und Pop-Elementen verbindet, mit dem pop NRW-Preis in der Kategorie Outstanding Artist ausgezeichnet. Mit dem zweiten Album Kabinett der Phantasie erschien der gleichnamige Film, der Musik, Schauspiel und Tanz zu einem vaudeville-inspirierten avantgardistischen Kunstwerk verwebt.

Tanasgol Sabbagh präsentiert ihre literarischen Arbeiten in Performances, Audiostücken, Videoinstallationen und musikalischen Kollaborationen. Sie ist Mitbegründerin des Künstler*innenkollektivs parallelgesellschaft sowie der gleichnamigen Veranstaltungsreihe, die politische Kunst abseits der deutschen Leitkultur verhandelt. Gemeinsam mit der Lyrikerin Josefine Berkholz ist sie Gründerin des auditiven Literaturmagazins Stoff aus Luft: Ein Format das gesprochene und klangbasierte Literatur in den Vordergrund stellt. Tanasgol lebt in Berlin.

Temye Tesfu ist Autor:in und Sprechlyriker:in. Als solche:r zu finden auf Literaturfestivals und in Bars, in Kulturkellern und auf Tagungen, mal vor vier, mal vor 4000 Leuten, im gesamten deutschsprachigen Raum und darüber hinaus. War zuletzt auf Einladung des Goethe-Instituts für eine Writer’s Residency in Ramallah. Kuratiert und moderiert Literaturveranstaltungen in Potsdam, Berlin und Leipzig. Unterrichtet als freie:r Dozent:in kreatives Schreiben und ist (neben Schulen und Universitäten) unter anderem tätig gewesen für Institutionen wie die Heinrich-Böll-Stiftung, die Neuköllner Oper oder die Jugendpresse Deutschland. Gründungsmitglied der Neuköllner Lesebühnenshow parallelgesellschaft, einer Mischung aus Live-Literatur, Stand-Up, Konzert und Polit-Talkshow. Lebt und arbeitet in Westberlin.

Nächster Termin

Sonntag, 13. Oktober 2024
Orangerie Theater

performative Lesung

18:00 Uhr

180 Min | Mit Pause

Volksgartenstr.25
50677 Köln

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