Poetica - Festival für Weltliteratur
Poetica - Festival für Weltliteratur

© Poetica - Festival für Weltliteratur 

» Nach der Natur «

Imaginations of Nature Poetry

So allgegenwärtig wie seit Langem nicht ist die Natur im gesellschaftlichen Diskurs. Nachdem der Glaube an die unbegrenzten Möglichkeiten der Technisierung und die Verfügbarkeit der Ressourcen uns zwei Jahrhunderte die Natur fast ersetzlich haben scheinen lassen, dämmert uns jetzt, in welch umfassender Weise wir eben doch Teil von ihr sind.
Die Dichtung hat über die Jahrhunderte nie den engen Bezug zur Natur verloren, nur schien »Naturdichtung« trotz ihrer kritischen Töne eine zeitlose und deshalb nicht besonders aufregende Nebendisziplin – jedenfalls nicht der Gravitationsraum literarischer Debatten. Mittlerweile gibt es kaum ein Thema, das nicht in Bezug auf den Klimanotstand neu gedacht werden müsste: Die Liebe in Zeiten des Klimawandels, die Großstadt, der Krieg, die Arbeit, das kleine und das große Glück – und noch dazu die Dichtung selbst.
Was ist das Potential poetischen Sprechens angesichts der notwendigen großen Veränderungen? Mit welchen Imaginationen ist es der Poesie heute möglich, »nach der Natur« zu schreiben, wenn die modale Bedeutung des »nach« immer mehr von der temporalen verschattet wird? Oder, mit einem Schuss Galgenhumor: Was trägt die Hitze der poetologischen Diskurse eigentlich zum Klimawandel bei? Wenn ein Gedicht heute die Natur ins Wort nimmt, kommt es nicht umhin, auch den akuten Zustand der Natur einzubeziehen – zu referieren auf das Leben nach der Katastrophe in Fukushima, auf die vom steigenden Meeresspiegel bedrohten karibischen Inseln, auf die Tradition und politischen Restriktionen persischer Naturdichtung, auf die Ausbeutung der Natur in Lateinamerika.
Der Poetica 9 geht es darum, die Imaginationskraft der Dichtung vor dem Hintergrund verschiedener politischer und gesellschaftlicher Bedingungen und lokaler Traditionen zu verorten und die verschiedenen subjektiven Zugänge miteinander zu einem Gespräch über das poetisch Verbindende zu verweben.
»You haven’t thought this through, have you, boys?«, diese Liedzeile Rou Reynolds, Dichter und Sänger der Band Enter Shikari, bringt in die Dringlichkeit der Thematik die Leichtigkeit dessen zurück, worum es letzten Endes allen eingeladenen Autor:innen geht: die bedrohte Natur in ihrer Vielfalt in die Poesie zu holen.

Daniela Danz

 

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Die Poetica ist ein internationales Literaturfestival, das seit 2015 jährlich in Köln stattfindet. Es wird von der Universität zu Köln in Kooperation mit der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und kulturellen Einrichtungen der Stadt Köln veranstaltet und rückt im Besonderen die Lyrik als marginalisierte Gattung der Weltliteratur in den Blickpunkt. Ein Autor bzw. eine Autorin kuratiert und moderiert das Festival und lädt zu einem Leitthema bis zu zehn prominente Dichter:innen aus aller Welt ein. Die Ausgangsidee für die Poetica war, dass Literatur ebenso Wissen formt wie die Wissenschaften und der Vergleich ästhetischer Ideen im Dialog von Dichter:innen und Wissenschaftler:innen einen hervorragenden Zugang zum Verständnis fremder Kulturen und ihrer potentiell unterschiedlichen Antworten auf zentrale Daseinsfragen ermöglicht.

Charakteristisch für die Poetica ist die Präsenz aller Autor:innen bei den Veranstaltungen der Festivalwoche sowie die Vielfalt ihrer Veranstaltungsorte und Formate, von Diskussionen in der Universität und einer Schreibwerkstatt für Studierende über Lesungen bis zur szenischen Umsetzung von Poesie im Schauspiel Köln. Die literarischen Texte werden bei allen Veranstaltungen in der jeweiligen Originalsprache durch die Autor:innen und in deutscher Sprache durch Schauspieler:innen vorgetragen. Die Moderationen erfolgen in der Regel in englischer und deutscher Sprache. Die Haupttexte und Essays dokumentiert eine Buchpublikation, die zum Auftaktabend der Poetica vorliegt.

Informationen

Poetica – Festival für Weltliteratur
Universität zu Köln
Albertus-Magnus-Platz
50923 Köln

 

E-Mail: michaela.predeick@uni-koeln.de
Webseite: www.poetica.uni-koeln.de

© Mario Brand

Barriereinformationen
Universität zu Köln, Erich Auerbach Institute for Advanced Studies, Bibliothek
Kulturkirche Nippes
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