© Humba-Efau e.V
The Power of Jeckness
Was haben die Elfenbeinküste und der Kölner Karneval gemeinsam?
Für Jan Krauthäuser eine ganze Menge. Die Neugier nach dem originalen Klang trieb den Urkölner von der Schäl Sick vor Jahren an die Westküste Afrikas. Dort fand er viel Interessantes, aber wenig Authentisches, was nicht von westlichen Musikstilen beeinflusst war.
Zurück in Köln stand die umgekehrte Frage im Raum: Wie nah sind wir den eigenen musikalischen Wurzeln? Jan Krauthäuser begab sich auf Spurensuche und zwar in einem Bereich, der für ihn am aktivsten regionale Eigenheiten überliefert und weiterentwickelt: der Karneval. Von Sylvia Systermans
„Narrenlärm – wie schlecht ist die Kölner Karnevalsmusik?“
Mit dieser Frage im Gepäck suchte der Grafiker und Journalist Jan Krauthäuser Anfang der 90er Jahre für eine WDR-Sendung nach Antworten. Diesmal nicht in Afrika, sondern auf dem Kölner Altermarkt. Die Ausbeute: grölende Bierseligkeit, Schlager-Dudelei und uniformiertes Getrommel. Eine bunte Mischung, aber wenig einladend. Jan Krauthäuser grub eine Schicht tiefer, fand Gleichgesinnte, entdeckte Unerwartetes. Und gründete einen Verein: den Humba Efau. „Karneval in Köln musikalisch aufwerten“, so fasst er die Idee von Humba Efau zusammen. Der Auftrag an einheimische und zugereiste Musiker lautete: „Macht uns eure Definition von Kölner Karnevalsmusik. Was würdet ihr gerne in der Kneipe hören oder auf der Party spielen?“
Erkenntnisse für das Eigene
Mut zum Risiko
Als die erste Humba-Party auf CD gebannt und unters Volk gebracht wurde, war der Jubel groß. Von allen Seiten schulterklopfendes Lob für so viel Engagement. Wirklich gewinnbringend verkauft hat sich der radikale Musikmix nicht, selbst viele Humba-Fans griffen letztlich doch lieber auf stilistisch einheitlichere CD-Produktionen zurück, so die Erfahrung von Jan Krauthäuser. Der betont dabei gerne, dass Köln schon immer ein Melting Pot der Kulturen war. „Typisch Kölsch“ ist die Mischung. Dass diese Mischung nicht verkrustet, sondern statt hermetischer Parallelgesellschaften kulturelle Vielfalt das Gesicht der Stadt prägen, ist Ziel von Humba Efau. Ein Projekt, das Zeichen setzt und auch außerhalb der fünften Jahreszeit je nach Anlass aktiviert wird: etwa mit Touren durch Kölner Schrebergärten, die für Jan Krauthäuser
bewies, „dass Schrebergärtner zum Teil weniger spießig sind als irgendwelche Rockmusikfans. Schön zu zeigen, dass im Grunde alles komplizierter und interessanter ist, als man das manchmal so darstellen möchte.“ Auch das sommerliche Edelweißpiratenfestival, bei dem Bands aus der Region im Kölner Friedenspark auf Wiesen und unter Bäumen musikalisch der Kölner Widerstandskämpfer im Nationalsozialismus gedenken, ist eine Initiative Jan Krauthäusers. Denn Humba Efau mischt sich auch politisch ein: Als Ende September 2008 „Pro Köln“ unter dem Vorwand des Protestes gegen den Moscheebau in Köln-Ehrenfeld rechte Gesinnungsgenossen aus ganz Europa zum sogenannten „Anti-Islamisierungsgipfel“ zusammen trommelte und viele Kölner mit Sitzblockaden, transportunwilligen Taxifahrern und Aufrufen von Kneipenwirten „Kein Kölsch für Nazis“ protestierten, stellte Humba Efau eine eigene Kampagne auf die Beine: Nicht 11.000 Jungfrauen, sondern 1.100 BauchtänzerInnen demonstrierten tanzend, dass für braune Hetzparolen in Köln kein Platz ist. Für Jan Krauthäuser hat gute Kultur viel mit Mut zum Risiko zu tun. Denn „wenn da kein Risiko ist, dann entsteht auch kein Knalleffekt und dann gibt es auch nichts mehr zu entdecken.“
Kontakt: www.folker.de
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